Film "Die Bürgermeisterin"
Film "Die Bürgermeisterin"
Montagabend – Fernsehzeit: oft läuft ein Krimi. Man weiß nie so ganz genau, woran man ist. Fiktion oder Realität? Anders war es am 24.10.22. Es lief zur Primetime der Film „Die Bürgermeisterin“. Es wurde geschildert, wie eine ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin immer mehr in das Kreuzfeuer gerät, weil sie versucht ihr aufgezwungene Situationen zu meistern und dabei ihren Überzeugungen gerecht zu werden. Demonstrationen im Ort arten aus, es gibt Anmeldung einer Demonstration in der Nähe des Wohnhauses der Familie. Die Tochter wird hineingezogen, es kommt zu Sachbeschädigungen an den Fahrzeugen der Firma des Mannes. Im Anschluss an den Fernsehfilm folgte eine Dokumentation, in der BürgermeisterInnen unterschiedlichster Parteien ihre persönlichen Erfahrungen schilderten. Zum Teil waren diese Erfahrungen im Spielfilm verarbeitet worden und trugen offensichtlich dazu bei, dass der Spielfilm eine nüchterne, zutreffende Darstellung einer Realität von vielen Menschen ablieferte. Zum Teil mutete der Film an als sei es ein Dokumentarfilm. Die Realität, die dort gezeigt worden ist, ist eine, die gar nicht so weit weg ist.
Der abgetretene Spiegel, der seitlich in den Reifen geschlagene Nagel meines Fahrzeuges fand sich in der Hauptstraße unseres Wohnortes. Anonyme Briefe? Ja, auch die gab es in unserer Elbufergemeinde, adressiert nicht etwa an mich, den Bürgermeister, sondern an die Familie, die Ehefrau mit Verdächtigungen, die nur zum Ziel haben zu verunsichern. Besonders perfide ist es, wenn die eigene Tochter aus der Grundschule nach Hause kommt und fragt, was ich denn Herrn X getan hätte. Auf die Frage wie sie darauf komme, berichtet das Kind, sie dürfe ihre Schulkameradin nicht zum Spielen einladen. Auf die Frage, warum denn das so sei, antwortet die Abc-Schützin, dass der Vater des Mädchens, dass verbieten würde, weil ich ihr Vater sei. Kann man tiefer sinken als Kindern das Miteinander quasi in Sippenhaft zu verbieten. Nun, da gibt es noch die Variante, dass man die Ehefrau und Wohnsitzfragen in so ein Geschehen hineinzieht, obwohl sie mit politischen Auseinandersetzungen nichts zu tun hat. Und so findet man dann in mehrere zehntausendfachen Auflagen der örtlichen Zeitungen falsche Angaben oder Aussagen beschrieben. Die Denunzianten haben sich bis zum heutigen Tage nicht entschuldigt. Gewählt sind sie allerdings auch nicht geworden. Auch Demonstrationen vor der Wohnung des Bürgermeisters sind in unserer Gemeinde nichts Fremdes. Gut erinnere ich daran als es in unserem Ortskern darum ging, die Mobilfunkantennen von einem Gebäude auf einen neu zu bauenden Funkturm zu verlegen. Neben einer weitaus besseren Netzabdeckung sollten weitere Netzanbieter dafür sorgen; dass weitere Anbieter Raum finden. Ein sensibles Thema sollte man meinen. Wie es ein guter Bürgermeister macht, informiert er seine Gremien. Die stimmen weiteren Infoveranstaltungen zu. Es wird breit eingeladen und? Niemand außer dem Firmenvertreter, dem Bürgermeister und der Bedienung des Lokals, in dem die Veranstaltung stattfindet, sind anwesend. Tage später findet eine weitere Information des Gemeinderates statt, alle sind einverstanden, die Planungen weiter zu verfolgen. Es vergehen Tage. Es folgt eine weitere Sitzung des Gemeinderates, auf der der endgültige Vertrag beschlossen werden soll. Der anwesende Firmenvertreter des Mobilfunkanbieters schien nervös zu sein. Es erschien ihm zu ruhig und er war über den reibungslosen Verlauf sehr erstaunt. Der Rat tagte also, beriet kurz den vorliegenden Vertragsentwurf und stimmte dann mit wenigen Enthaltungen einstimmig zu, den Vertrag abzuschließen und für eine bessere Mobilfunkversorgung in der Gemeinde zu sorgen. Eine ganze Weile passierte nichts. Und dann als eines Tages die Baufahrzeuge anrückten, um den Platz vorzubereiten, wachten plötzlich einige besorgte Mitbürgerinnen auf und organsierten den Widerstand. Das taten sie unter Zuhilfenahme ihrer Mobiltelefone und brachten es tatsächlich fertig vor dem Wohnhaus des Bürgermeisters einen Demonstrationszug mehrfach auf- und abziehen zu lassen. Was damals noch ein wenig skurril anmutete, bekam im Laufe der Jahre immer mehr Bedeutung, denn es machte deutlich, wie wenig sich Menschen mit den Auswirkungen ihres eigenen Handelns auseinandersetzen. Statt sich dauerhaft für das Gemeinwesen zu engagieren, versuchen Menschen auf Kosten anderer ihre vermeintlich überwiegenden Interessen durchzusetzen. Es ließen sich eine Reihe weiterer Ereignisse schildern, die im Laufe der Jahre zusammengekommen sind. Vielen anderen Kolleginnen und Kollegen, nicht nur im Bürgermeisteramt, geht es immer so, dass sie wegen ihres Ehrenamtes angefeindet, beleidigt und/oder tätlich angegriffen werden. Auch meinem Vorgänger im Amt wurde körperlich attackiert, als er für die Gemeinde tätig war. Das sind Vorgänge, die absolut nicht zu akzeptieren sind. Sie müssen, egal wie man im Einzelnen zu handelnden Personen und deren Tun steht, auf den entschiedenen Widerstand aller demokratisch gesinnten Menschen treffen. Es kann keine, absolut keine Begründung dafür geben, dass für unsere Gesellschaft tätige Menschen zur Zielscheibe werden. Wohin das führt sehen wir an Listen im Internet, die von Faschisten aufgestellt worden sind, um zu gegebener Zeit Menschenjagden zu organisieren. Und das darf es nie wieder geben – nie wieder!
